Jahresrückblick 2023
Liebe Braunsbedraerinnen und Braunsbedraer,
ich begrüße Sie im Jahr 2024 und wünsche Ihnen alles erdenklich Gute, viel Gesundheit, Glück, Erfolg und Frieden. Ich hoffe, Sie konnten über Weihnachten und den Jahreswechsel etwas Abstand vom Alltag gewinnen und neue Kraft für die vor Ihnen liegenden Aufgaben schöpfen.
Traditionell gebe ich an dieser Stelle einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr. 2023 war ein sehr unruhiges Jahr. Leider hat sich mein Wunsch nach der Beendigung des Krieges in der Ukraine nicht erfüllt und nach wie vor erlebt Europa das Grauen und Leid eines Krieges, der Auswirkungen auf uns alle entfaltet. Nicht nur, dass in der Ukraine bisher kein Frieden erreicht wurde, ist auch in Israel der Konflikt um den Gaza-Streifen eskaliert und es herrscht Krieg. Auch dort sind die Leidtragenden die Menschen, die friedlich ihr Leben leben und keinen Anteil an diesem Konflikt haben. Für mich ist neben diesen Kriegen unerträglich, dass einige Menschen die Konflikte zu ihrem Vorteil ausnutzen und daraus noch politisches Kapital schlagen wollen. Das Leid der Betroffenen sollte dem Eigennutz Einhalt gebieten und alle Kraft in die Beendigung dieser Kriege lenken.
Nicht nur die Auswirkungen dieser Kriege, auch der Klimawandel und der daraufhin beschlossene Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe machen der Wirtschaft schwer zu schaffen. Der Standort Deutschland hat mit großen Herausforderungen zu kämpfen, die auch alle Verbraucher direkt betreffen. Nahezu alle Lebensbereiche verändern sich aktuell durch die schnell wechselnden Rahmenbedingungen. Jetzt bekommen wir die globalisierte Welt direkt zu spüren, wenn sich Konflikte in anderen Ländern in unseren Märkten und Unternehmen auswirken und letztlich unser aller Leben beeinflussen. Die internationalen Verflechtungen gibt es schon länger, nur dass wir uns das in guten Zeiten, wenn die Unternehmen Gewinne im internationalen Geschäft erzielen, nicht so bewusst machen. Diese weltweiten wirtschaftlichen Verflechtungen und die technologische Entwicklung bewirken, dass die Verbraucher kaum noch abschätzen können, welche Veränderungen sie betreffen und wie sich diese auswirken.
Das Leben ist deutlich unübersichtlicher und unsicherer geworden. Was diese Entwicklung noch verstärkt sind die sozialen Medien, wo Meinungen als Tatsachen dargestellt werden und eine Flut verschiedener Informationen oder eben Meinungen kaum noch zu überblicken, geschweige denn zu hinterfragen ist. Verständlich ist daher der Wunsch der Menschen, nach einfachen Lösungen und Sachverhalten. Diese gibt es in unserer komplexen Welt aber immer seltener und auch hieraus versuchen einige Menschen Kapital zu schlagen, was die Unsicherheit noch vergrößert. Was bleibt ist Frustration vieler Menschen. Diese haben wir auch in Braunsbedra bei der Diskussion um das Projekt Sonnenquelle Geiseltal zu spüren bekommen. Ich finde es gut, dass sich viele Menschen mit dem Thema auseinandersetzen und so verschiedenste Perspektiven und Meinungen eingebracht werden können, aber die Art und Weise, wie diese Meinungen teilweise präsentiert werden und wie mit denen umgegangen wird, die anderer Meinung sind, gefällt mir nicht. Ich kenne die Auswirkungen dieses Projektes und mir ist auch bewusst, dass es Argumente dagegen gibt. Meiner Meinung nach stecken in diesem Vorhaben aber auch Chancen für die Braunsbedraer Bürger, die Stadt und die gesamte Region, die dessen negative Auswirkungen deutlich übertreffen. So kann der Bürgerstromtarif ein echter Standortvorteil werden und auch die Akzeptanzabgabe wird dringend benötigt, um Lebenswertes in unserer Stadt zu erhalten. Es ist völlig in Ordnung, dass jemand das anders sieht, aber die Befürworter zu beschimpfen oder gar zu verleumden, geht zu weit. Hier ist in Sachen Demokratieverständnis noch deutlicher Nachholbedarf. Die Diskussionen über dieses Projekt werden uns noch weiter begleiten, ich hoffe aber, dass sie sachlich und konstruktiv erfolgen.
Bevor nun der Eindruck entsteht, das vergangen Jahr sei nur negativ verlaufen, widme ich mich jetzt den positiven Seiten. Unsere Stadt feierte ihren 30. Geburtstag. Mit einem Festakt und unserem Stadtfest konnten wir diesen Geburtstag ordentlich würdigen. Besonders der Festumzug, mit 1.500 Teilnehmern aus dem gesamten gesellschaftlichen Leben unserer Stadt, bewies eindrucksvoll, wie sich Braunsbedra in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Davon konnten sich viele Zuschauer ein Bild machen, die die Straßen säumten, während der Zug seinen Weg nahm. So viele fröhliche Menschen habe ich auf der Merseburger Straße noch nie gesehen und bedanke mich herzlich bei allen Teilnehmern, den Vereinen, Unternehmen, Kitas, Schulen, Feuerwehren, unserer Nachbarstadt Mücheln, Stadträten und der Gebietsweinkönigin Romy Richter. Es war ein schönes Wochenende für unsere Bürger und unsere Stadt.
Passend zu unserem Jubiläum konnten wir auch eine neue Attraktion in Braunsbedra begrüßen. Es war ein beeindruckendes Schauspiel, als mit mehreren Schwertransportern die Grubenlok EL2/24 Nr. 1210 an der Zentralwerkstatt Pfännerhall ankam und an einem tonnenschweren Kran zu ihrem letzten Standort schwebte. Nun kann diese Lok, perfekt aufbereitet, bestaunt werden und zeugt von der langen Tradition des Braunkohlenbergbaus im Geiseltal.
Weitere Veranstaltungen waren unser traditionelles Anradeln am Karfreitag zusammen mit der Stadt Mücheln und dem Verein für Hallenradsport Mücheln. Gemeinsam läuteten wir, mit einer Fahrt zur Wetterschutzhütte des IFV auf der Halbinsel, die neue Radsaison ein und auch der Osterhase hatte schon ein paar Überraschungen versteckt.
Ebenfalls Tradition ist unser Parkaktionstag, der in diesem Jahr wieder gut besucht war. Viele helfende Hände sorgten für die Verschönerung unseres Stadtparks und halfen, diesen zu erhalten.
Unser Weihnachtsmarkt konnte zwar leider nicht auf dem Postplatz stattfinden, dafür haben wir aber zusammen mit dem Braunsdorfer Heimatverein an der Marina unsere Stände aufgebaut und dank der Unterstützung von REWE, Nah & Gut und Penny konnten wir vielen Kindern kleine Präsente überreichen. Die Versorgung durch die Braunsdorfer klappte und da auch die anderen Akteure an der Marina mitzogen, konnte man entlang der Promenade verschiedene Angebote nutzen. Von Imbissbetrieb Eisfeld über die Strandbar bis zur GET, die ein kleines gemütliches Weihnachtsdorf aufgebaut hatte und auch Adventsfahrten mit der MS Geiseltalsee durchführte. Neu in der Runde und auch beteiligt war die Vinothek Weinkehr der Winzergenossenschaft Freyburg. Hier kann man seit dem Spätsommer gemütlich regionalen Wein genießen und auch der Winzerglühwein durfte im Advent nicht fehlen.
Besondere Unterstützung bei unserer Adventsmeile erfuhren wir durch ein paar engagierte Jugendliche, denen das ein paar Monate vorher sicher keiner zugetraut hätte. Möglich wurde dieses Engagement durch unser neues Kinder- und Jugendzentrum „KJUBB“. Ab dem Herbst konnten sich die Jugendlichen in unserem Multikulturellen Zentrum treffen und fanden mit unserer Frau Jung eine engagierte Ansprechpartnerin, die mit ihrer offenen Art sofort einen Draht zu ihnen fand. Gemeinsam mit Frau Jung stellten sie die offizielle Eröffnung am 03. November auf die Beine und halfen mit einem Stand beim Weihnachtsmarkt. Wichtiger ist aber die Betreuung und Wertschätzung die die Jugendlichen im „KJUBB“ erleben. Die Bildungsstadt Braunsbedra hat mit dem „KJUBB“ ein neues wichtiges Angebot geschaffen, was dank der Arbeit von Frau Jung und unserer Bildungsverantwortlichen Frau Alferi mit Unterstützung des Saalekreises, Jugendlichen einen Anlaufpunkt und wichtige Unterstützung bietet.
Ebenfalls aus der Bildungsstadt Braunsbedra heraus fand erneut unser Kita-Sportfest für die Vorschüler unserer Stadt im Stadion Braunsbedra statt. Hier konnten sich die Vorschüler aus den verschiedenen Kitas an mehreren Stationen sportlich betätigen und ihre Fitness testen. Bewegung ist ein wichtiger Baustein für die Gesundheit und beides sind Grundvoraussetzungen für einen guten Start in die Schule. Es ist wichtig schon den Kleinsten den Spaß an Sport und Bewegung zu vermitteln. Gerade heutzutage sind die Verlockungen für Kinder enorm, sich lieber mit moderner Technik auf die Couch zu setzen, anstatt sich aktiv zu bewegen. Die Auswirkungen sind in den Berichten des Gesundheitsamtes bereits zu sehen und ich bin froh, dass engagierte Bildungsstädter hier zum Wohl unserer Kinder gegensteuern.
Für Jedermann war der bundesweite Sportabzeichentag am 16. Juni gedacht, der in diesem Jahr in Braunsbedra stattfand und dank der Organisation des SV Braunsbedra und des Kreissportbundes auf große Resonanz stieß.
Zur Verbesserung der Trainingsbedingungen im Stadion Braunsbedra konnten wir im letzten Jahr den Hartplatz samt Flutlichtanlage sanieren. So finden zukünftig besonders die Fußballer in der schlechten und dunklen Jahreszeit bessere Möglichkeiten, ihren Sport auszuüben. Gerade für die Kinder- und Jugendlichen, die in der JSG Geiseltal trainieren ist diese Möglichkeit wichtig. Ich danke dem Stadtrat, dass er die Mittel für dieses wichtige Vorhaben bereitgestellt hat.
Als wichtigste Baumaßnahme konnte im letzten Jahr die Zufahrt zur Marina Braunsbedra über die Geiseltalstraße und den Schiefweg abgeschlossen werden. Ca. 4 Mio.€ wurden investiert, wobei wir auf eine 95%ige Förderung des Landes Sachsen-Anhalt und der EU zurückgreifen konnten. Mit dieser Baumaßnahme konnte der Bahnübergang in Neumark saniert werden und auch die Zufahrt zur Marina wurde eindeutig geregelt. Besucher kommen nun bequem an den Geiseltalsee und auch die Anwohner von Neumark werden entlastet.
Ebenfalls saniert wurde der Aussichtsturm in Neumark. Hier mussten die komplette Besucherplattform und statisch relevante Träger und Balken erneuert werden. Jetzt können Besucher endlich wieder den schönen Rundumblick über den Geiseltalsee genießen.
Wir haben uns auch weiter mit dem barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen beschäftigt und mit Unterstützung des Saalekreises die Haltestellen am Stadtpark in Braunsbedra und in Leiha erneuert. So wird es älteren Menschen aber auch Familien leichter, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.
Eine besondere Verbesserung der Lebensqualität in Braunsbedra brachte die Umstellung der Wasserversorgung auf weiches Rappbodewasser, die im Dezember vollständig vollzogen werden konnte. Die Mitarbeiter des ZWAG haben dieses Vorhaben über Jahre vorbereitet und zusammen mit der Fernwasser Elbaue-Ostharz GmbH auch selbst die Zuleitungen aus Gleina ins Geiseltal gelegt. Dieses Vorhaben war für den ZWAG und seine Mitarbeiter eine Mammutaufgabe, die sie aber bravourös gemeistert haben. Ich bin stolz auf den ZWAG und seine schlagkräftige Truppe. Für die Bürger im Geiseltal ist damit eine kalkreiche Ära zu Ende gegangen und die Vorteile des weichen Wassers sind angekommen.
Wir als Stadt können mit unseren Einrichtungen und Unternehmen lediglich den Rahmen für das Zusammenleben in unserer Gemeinschaft stellen. Außer ein paar eigenen Veranstaltungen, sind wir daher auf die Arbeit vieler meist ehrenamtlich tätige Menschen angewiesen, um diesen Rahmen mit Leben zu füllen. Diese Menschen engagieren sich in Sport- Kultur- oder Heimatvereinen und kümmern sich um ihren Ort und das Leben in unserer Stadt. Ich danke allen ehrenamtlich Aktiven für ihre Arbeit. Ich danke den Betrieben in unserer Stadt, die trotz extremer Unwägbarkeiten, ihren Betrieb aufrechterhalten. Ich danke unserer Bibliothek für die immer engagierte und kreative Gestaltung der Leseangebote.
Ein besonderer Dank gilt den Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehr für ihren unermüdlichen Einsatz. Auch im letzten Jahr mussten sie schwierige und sogar dramatische Einsätze absolvieren und stehen immer bereit, um die Menschen in unserer Stadt zu schützen.
Ich danke den Stadt- und Ortschaftsräten für ihre verantwortungsvolle Arbeit und ich danke meinen Mitarbeitern für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit.
Das Jahr 2024 hat nun begonnen und hält neue Herausforderungen für uns bereit. Am 09. Juni stehen uns die Europawahl und die Kommunalwahl bevor. Nicht nur das Europäische Parlament wird gewählt, sondern auch Kreistage, Stadträte und Ortschaftsräte. Die Besetzung dieser Gremien ist die Grundlage für die Entwicklung unserer Stadt. Wer hier zukünftig mitgestalten möchte, kann sich gern zur Wahl stellen. Die Rahmenbedingungen werden auch für gute Kommunalpolitik schwieriger und da werden kluge Köpfe gebraucht, um das Mögliche verwirklichen zu können. Für alle anderen gilt es, ihr demokratisches Wahlrecht auszuüben.
Die größte Herausforderung für dieses Jahr besteht in der Aufstellung eines soliden Haushaltsplanes. Die Kosten- und Energiepreissteigerungen in allen Bereichen, besonders der Baubranche, machen sich auch bei uns deutlich bemerkbar. Zudem wirkt sich die Tarifsteigerung aus dem letzten Jahr, die den Beschäftigten im öffentlichen Dienst einen Ausgleich für die hohe Inflation bringen soll, nun voll aus, ohne dass die staatlichen Zuweisungen oder Steuereinnahmen von denen die Stadt ihre Aufgaben finanziert, in gleichem Maß wachsen. Die auch sonst klammen kommunalen Kassen werden durch diese Effekte noch mehr belastet. Investitionen werden ohne Fördermittel kaum zu stemmen sein und wir werden uns damit beschäftigen müssen, Standards zu hinterfragen, falls wir keine Möglichkeiten finden, durch Mehreinnahmen gegenzusteuern. Wir haben in den letzten Jahren gut gewirtschaftet und stehen finanziell auf soliden Füßen. Nur dieses planvolle Agieren in der Vergangenheit schafft uns nun den zeitlichen Raum, auf die neuen Rahmenbedingungen zu reagieren.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich auch die Investitionstätigkeit der Stadt im nächsten Jahr. Wir werden die Heizungsanlage in der Grundschule Roßbach erneuern und die Kellersanierung in der Lessing-Grundschule fertig stellen. Außerdem werden die Diskussionen um die Kita in Frankleben weitergeführt, um dort eine für die Kinder zukunftsfähige Lösung zu finden. Fortgesetzt wird auch der Prozess der Digitalisierung des Rathauses und der Angebote für die Bürger. Wir hoffen außerdem auf eine Berücksichtigung bei den Strukturwandelmitteln, die wichtig wären, um die Entwicklung unserer Stadt und der gesamten Region voranzubringen.
Auch wenn die Liste der Investitionen nicht lang ist, werden weitere Arbeiten im Bereich der Unterhaltungsmaßnahmen durch unsere Fachleute der Stadttechnik ausgeführt, was unseren Haushalt entlastet.
Wir werden trotz der finanziellen Lage an unseren städtischen Veranstaltungen festhalten, denn diese sind wichtige Treffpunkte der Gemeinschaft und gehören zum städtischen Leben dazu. Außerdem bin ich sicher, dass wie in den vergangenen Jahren auch, auf Initiative vieler Vereine weitere Veranstaltungen das Leben in unserer Stadt bereichern werden.
Mit den besten Wünschen für 2024 und einem herzlichen GLÜCK AUF!
Steffen Schmitz
Bürgermeister der Stadt Braunsbedra