Anfragen an Landtagskandidaten zur Entwicklung des Geiseltalsees

In Vorbereitung auf die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt habe ich die Direktkandidaten der Wahlkreise 32 (Bad Lauchstädt, Mücheln, Querfurt) und 33 (Braunsbedra, Leuna, Merseburg) angeschrieben und ihre Position zur Entwicklung des Geiseltalsees erfragt. Insbesondere habe ich hierbei die Nutzungsfreigabe des Nordteils des Geiseltalsees und die Aufhebung der PS-Begrenzung unter Beibehaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit thematisiert. Mein Anschreiben, in welchem ich auch meine Meinung zu diesen Themen geäußert habe, ist nachfolgend abgedruckt. Die Antworten der Kandidaten sind in den PDF-Dokumenten am Ende des Artikels zusammengetragen. Dabei nehme ich keine Wertung vor und habe die Antworten auch nicht verändert. Nun kann sich jeder Leser sein eigenes Bild machen und gegebenenfalls seine Wahlentscheidung an einem aktuellen Thema unserer Region festmachen.

 

Wichtig ist, auf jeden Fall wählen zu gehen und seiner demokratischen Stimme Ausdruck zu verleihen!

 

Steffen Schmitz

Bürgermeister der Stadt Braunsbedra

 

Anschreiben an die Landtagskandidaten:

 

Sehr geehrte(r) Frau (Herr)…,

Sie kandidieren als Direktkandidat für ein Mandat im Landtag des Landes Sachsen-Anhalt. Sie wollen damit aktiv an der Gestaltung unserer Region mitwirken und politische Verantwortung tragen. Diese Entwicklung liegt mir in meinem Amt ebenfalls sehr am Herzen. Daher wende ich mich heute an Sie und bitte Sie, mir ein paar Fragen zu beantworten, wie Sie die künftige Ausrichtung des in Ihrem Wahlkreis befindlichen Geiseltalsees sehen. Der Anlass meiner Fragen liegt in der bisher noch nicht erfolgten Nutzungsfreigabe des Nordteils des Sees, die ich aber, um es vorweg zu nehmen, für die Zukunft als äußerst wichtig erachte. Da das Landesverwaltungsamt in diesen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielt, wären Sie als Teil des Landesparlaments in der Lage, hier gestaltend mitzuwirken. Ich würde Ihre Antworten gern veröffentlichen, um unseren Bürgern Ihren Standpunkt darzustellen, auch im Vergleich zu Ihren Mitbewerbern.

Der Geiseltalsee ist der größte See Sachsen-Anhalts, derzeit der größte künstliche See Deutschlands. Für die Bevölkerung stellt dieser See, wie kaum etwas anderes, ein Symbol für die Zeit nach dem aktiven Braunkohlenabbau dar. Mit der Entwicklung des Geiseltalsees verbinden die Menschen die Hoffnung, unsere Region erfolgreich in die Zukunft zu führen. Dabei ist erfolgreich nicht allein mit wirtschaftlichem Erfolg zu bemessen, sondern vielmehr mit der Steigerung der Lebensqualität, der Überwindung tiefer Narben, die der Tagebau in Natur, Landschaft und bei den Menschen hinterlassen hat und letztlich auch mit der Chance, durch den wachsenden Tourismus neue Perspektiven für die Bevölkerung zu schaffen.

Die bisherige Entwicklung war schwierig, dennoch sind bereits gute Ergebnisse erreicht worden und die Resonanz der Besucher des Geiseltalsees zeigt, welches Potential in unserer Region liegt. Dabei ist es wichtig, sowohl die Infrastruktur als auch die Natur im Blick zu behalten. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der Planungen des Sees und der darin und darum bestehenden Naturschutzgebiete immer großer Wert daraufgelegt, ein Miteinander von Mensch und Natur am und auf dem Geiseltalsee zu erreichen. Das Erleben der Ruhe und Vielfalt der Natur macht einen besonderen Reiz aus, den unsere Besucher sehr gern genießen. Dabei wurde immer davon ausgegangen und dafür gestritten, einerseits die Naturschutzbereiche zu schützen, andererseits aber auch eine Nutzung durch die Menschen zu ermöglichen. Dies ist im Nordteil ebenfalls von Anfang an so vorgesehen worden.

Entgegen den bisherigen Planungen und Abstimmungen, die über Jahrzehnte Bestand hatten, soll nun die Nutzung des Nordteils des Geiseltalsees aus Gründen des Natur- und Artenschutzes vollständig verhindert werden. Ich kann diese Argumente nicht teilen und lehne diese Bestrebungen ab. Der Geiseltalsee ist nicht zuletzt aufgrund seiner Größe ein Anziehungspunkt, diese Größe wäre dann nicht zu erleben. Der Weinberg, ein zwischenzeitlich etablierter Besuchermagnet wäre wasserseitig nicht erreichbar. Außerdem denke ich, dass das Ausschließen des Menschen der falsche Weg ist. Es muss ein Kompromiss gefunden werden, der eigentlich in den 90er Jahren bereits mit der Flächenzuordnung erfolgte. Der Mensch gehört zur und in die Natur und nur wenn ihm das Erleben ermöglicht wird, kann er auch erkennen, was zu schützen ist. Die Saison am Geiseltalsee geht von Mai bis Oktober. Eine Einschränkung der Nutzung des Nordteils auf dieses Zeitfenster zum Beispiel könnte hier eine Lösung sein. Wie stehen Sie dazu:

Halten Sie die Freigabe des Nordteils des Geiseltalsees für die individuelle Nutzung und die Fahrgastschifffahrt für erforderlich? Wenn ja, was konkret würden Sie als Landtagsabgeordneter tun, um dies zu befördern?

Sehen Sie es als erforderlich an, die Nutzung des Nordteils zur Vermeidung von Störungen von Wasservögeln dauerhaft zu unterbinden?

Halten Sie die Beschränkung der Nutzung auf die Zeit von Mai bis Oktober für zielführend? Wenn nein, welches Zeitfenster wäre aus Ihrer Sicht sinnvoll?

Welchen Rat geben Sie Gewerbetreibenden, die mit ihrer Unternehmung am Geiseltalsee auf die Erweiterung der nutzbaren Fläche angewiesen sind?

 

Der Landkreis Saalekreis hat mittels eines Gutachtens die Auswirkungen verschiedener Verbrennungsmotoren auf den See geprüft. Hierbei wurde herausgefunden, dass im Rahmen bestimmter Kontingente, Verbrennungsmotoren höherer Motorisierungen zugelassen werden könnten, was unter Betrachtung der Selbstreinigungsfähigkeit des Gewässers keine negativen Einflüsse auf die Gewässerqualität hätte. Unter Beibehaltung der bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 km/h, hätte die Freigabe der Motorisierung demgegenüber auch positive Aspekte. Mit stärkerer Motorisierung erhöht sich die Sicherheit auf dem See. Erstens kann auch bei stärkeren Winden sicher manövriert werden, was bei tatsächlich auflaufenden Wellen von 1,5 m Höhe auch erforderlich ist. Zweitens wären mehr Nutzer verpflichtet, einen Bootsführerschein zu erwerben, was sie hinsichtlich der Verhaltensregeln auf dem Wasser versierter macht. Derzeit gilt die Grenze von 15PS die führerscheinfrei bewegt werden können. Der Unterschied zu den auf dem See erlaubten 20PS ist so gering, dass viele Bootseigner den einfacheren Weg gehen und einen 15PS-Motor ohne Führerschein betreiben, mit den damit zusammenhängenden Unsicherheiten im Betrieb. Ein weiterer Vorteil größerer Motoren ist, dass diese bei gleicher Geschwindigkeit deutlich weniger Emissionen verursachen, als kleine Motoren an ihrer Leistungsgrenze.

Wie stehen Sie zur Aufhebung der PS-Begrenzung auf dem Geiseltalsee?

Ich bitte Sie, mir Ihre Antworten bis zum 25.05.2021 zu senden, damit eine Veröffentlichung noch vor der Wahl erfolgen kann. Vielen Dank für Ihre Beteiligung!

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Steffen Schmitz

Bürgermeister der Stadt Braunsbedra